Bereits im Februar 2003 hatten sich die Minister dafür ausgesprochen, dass es in der Region Magdeburg nur noch einen Flugplatz geben soll. Die Standortfrage ließen sie damals offen. Doch jetzt, 14 Monate später, wird sich die Regierung festlegen. Wie die Volksstimme erfuhr, gibt die vom Verkehrsministerium erarbeitete Kabinettsvorlage für ein Luftverkehrskonzept dem Standort Cochstedt den Vorzug vor Magdeburg. In Cochstedt soll also künftig der Luftverkehr im Großraum Magdeburg abgewickelt werden. Die Zustimmung des Kabinetts gilt als sicher.

Cochstedt war Ende der 90er Jahre mit rund 45 Millionen Euro Fördergeldern ausgebaut worden. Auf Sachsen-Anhalts einzigem Verkehrsflughafen herrscht jedoch seit Dezember 2001 Ruhe.

Erst vor gut einem Monat hatte Finanzminister Karl-Heinz Paqué (FDP) erklärt, er sehe "keine andere Lösung", als sich auf Cochstedt zu konzentrieren. Dies wird in der Landesregierung unter anderem damit begründet, dass Cochstedt ausgebaut und für einen 24-Stunden-Betrieb nutzbar ist.

Dazu kommt, dass sich der rund 30 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernte Verkehrsflughafen seit vorigem Jahr im Besitz des Landes befindet. Das Land hatte das Areal nach der Insolvenz der Harz-Börde-Betreibergesellschaft und der Flughafenentwicklungs-Gesellschaft aufgekauft.

Um Cochstedt schnell erreichen zu können, soll die B81 in Richtung Harz von Magdeburg bis Egeln vierspurig ausgebaut werden. Zudem wird darauf verwiesen, dass die Harzregion über die B6n angebunden wird.

In Magdeburg wird die Regierungs-Entscheidung auf wenig Gegenliebe stoßen. Schließlich verfolgt die Stadt eigene Pläne. Sie will den Flugplatz Magdeburg-Süd teilprivatisieren und für etwa 16 Millionen Euro ausbauen. Das geht nach den Worten von Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) nur mit Landesförderung. Diese aber wird das Land - so viel ist sicher - mit seiner Festlegung auf Cochstedt nicht gewähren. Das heißt für Magdeburg: Der Flugplatz wird ab 2005 nur noch für Sport- und Kleinstflugzeuge nutzbar sein.

Parallel zur Grundsatzentscheidung bietet das Land Cochstedt internationalen Investoren zum Kauf an. Am vorigen Mittwoch wurde der Wirtschaftsausschuss des Landtages darüber informiert, dass zwei Bewerber in der engeren Wahl sind. Sie sollen bereit sein, 30 Millionen Euro zu zahlen. Einer der Bewerber ist ein kanadisch-usamerikanisches Konsortium.

Für den Fall, dass sich kein seriöser Investor finden sollte oder dass dieser das betriebswirtschaftliche Risiko nicht allein tragen will, erwägt die Landesregierung eine Betreibergesellschaft der öffentlichen Hand.

Von Michael Bock   (MRSA)

Die Würfel sind gefallen: Cochstedt soll zum Regionalflughafen für den Großraum Magdeburg ausgebaut werden. Lange hatte die CDU/FDP-Landesregierung diese Entscheidung offen gehalten - wohl wissend, dass dieser Beschluss auch auf den Widerstand einflussreicher Magdeburger Parteifreunde stoßen wird. Die Landeshauptstadt muss jetzt ihre Pläne von einem mit Landesgeldern geförderten Ausbau des Flugplatzes Magdeburg-Süd begraben.

Der von der Landesregierung eingeschlagene Weg ist ein Sieg der Vernunft. Schließlich steht in Cochstedt - nur einen Katzensprung von Magdeburg entfernt - ein mit 45 Millionen Euro Steuergeldern geförderter Flughafen, ausgebaut und nutzbar. Hätte die Regierung Cochstedt abgeschrieben, wären die Millionen für immer verloren. Mit dem Bekenntnis zu Cochstedt wächst die Chance auf eine Wiederbelebung des Standorts. Die Region darf wieder hoffen.   (MRSA)